Wieso die Energiewende bei uns?

Häufig hört man das Argument: „Amerika und China sind die größten CO2-Emittenten. Deutschland trägt nur 2% zum globalen CO2 Ausstoß bei. Was soll es bringen, dass Deutschland jetzt aus der Kohle aussteigt? Solange sich Amerika und China nicht bewegen, bringt ja alles nichts.“

Unsere Verantwortung

1. Pro-Kopf-Emission

Es ist kaum ein Wunder, dass China der größte CO2-Emittent ist. Schließlich ist es das bevölkerungsreichste Land. Um die Verantwortung von Ländern sinnvoll vergleichen zu können, ist es wichtig, den Pro-Kopf-Ausstoß zu betrachten. Hier steht ein deutscher Staatsbürger schlechter da als ein chinesischer. Dennoch um einiges besser als ein US-Amerikaner.

Quelle: Global Carbon Project (2020) Carbon budget and trends 2020. [www.globalcarbonproject.org/carbonbudget] published on 11 December 2020, along with any other original peer-reviewed papers and data sources as appropriate.

Diese Grafik zeigt die fossilen CO2-Emissionen in Tonnen CO2 pro Person pro Jahr. Die schmaleren Balken zeigen die Jahre 2000-2019 für die jeweiligen Länder/Kontinente.

Man erkennt schnell, dass die EU in etwa auf dem gleichen Stand ist wie China. Die USA liegt bei einem etwa doppelt so hohen CO2 Ausstoß, allerdings sieht man bei den USA auch einen doppelt so starken Emissionsrückgang wie in Europa.

2. Konsum wird oft nicht gerechnet

CO2-Emissionen werden in den gängigen Berechnungen dem Land zugerechnet, in dem sie in die Atmosphäre treten. Aber was bedeutet das für ein Land wie China, das Exportweltmeister ist? Es bedeutet, dass die Emissionen der Güter, die wir in Deutschland konsumieren und dafür aus China importieren nicht in der deutschen Statistik auftauchen, sondern in der chinesischen. Das Land China ist hier nur als ein Beispiel aufgeführt. Natürlich betrifft das alle stark exportierenden Länder. Und demnach auch Deutschland. Aber etwa 40 % der deutschen Konsumgüter werden woanders produziert. Unser Pro-Kopf-Ausstoß würde sich noch um 14% erhöhen, wenn die CO2-Bilanz unseres Konsums tatsächlich auch uns zugerechnet werden würde.

(Quelle: https://ourworldindata.org/grapher/share-co2-embedded-in-trade?region=World)

Für die Grafik wurden Emissions „Importe“ mit Emissions „Exporten“ gegengerechnet. Somit ergeben sich die Nettoemissionen der Länder. Rote Farbtöne bedeuten, dass ein Land mehr Emissionen (durch den Konsum importierter Güter) zugeschrieben bekommen müsste, da es mehr importiert, als es exportiert. Blautöne bedeuten, dass dem Land Emissionen aus den Statistiken abgezogen werden müssten, da sie selber die Güter nicht konsumieren. Unter dem angegebenen Link lässt sich auch eine globale Ansicht darstellen.

3. Solidaritätsfrage

Unser Staat baut auf einem solidarischen System auf. Die Haushalte mit geringerem Einkommen müssen weniger Steuern zahlen als Personen mit höheren Einkommen. Und so können am Ende dennoch genug Schulen, Krankenhäuser und Straßen gebaut werden. Kaum jemand würde das kritisieren. Aber wieso hört der Gedanke auf, sobald es über Ländergrenzen hinweg geht? Wir, die das Glück hatten in einem der wohlhabendsten Länder der Erde geboren zu sein, haben die Verpflichtung, unsere freien Kapazitäten zu nutzen.

4. historische Verantwortung

In Europa hat die Industrialisierung und somit der große CO2-Ausstoß begonnen. So hat Europa auch als erstes von dem rapiden technischen Fortschritt profitiert. Unser Reichtum und unsere Privilegien basieren darauf. Es besteht also auch eine historische Verantwortung. Und wenn alle Länder, die bisher sagen: „Wieso sollten wir handeln, wir machen doch nur ein oder zwei Prozent der Emissionen aus“ endlich handeln würden, dann wäre China das geringere Problem.

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Lea
Author: Lea

Ein Gedanke zu „Wieso die Energiewende bei uns?

  1. Hallo Lea,
    ich bin gerade über einen Artikel gestolpert in dem Sie befragt wurden.
    https://de.euronews.com/2021/09/17/deutschland-im-energie-wahlkampf-wo-weht-der-wind-des-wandels
    Zitat Lena: „dass der Ebersberger Fichtenforst ein Wirtschaftswald ist“
    Könnten Sie mir bitte die Frage beantworten, welchen Anteil die Fichte im Ebersberger Forst hat?
    Im Gegenzug verrate ich Ihnen die jährlichen Einspeisungen ins Netz, des Windrades in Hamberg. Von den ihnen einmal genannten 3,5 bis 4 Mio Kilowattstunden sind wir leider weit entfernt.

    viele Grüße,
    Franz Czech

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