Wie viel Energie sparen wir wirklich?

Der britische Ökonom Stanley Jevons stellte schon 1865 fest, dass sich trotz effizienteren Dampfmaschinen der Kohleverbrauch nicht reduzierte. Im Gegenteil, er beobachtete, dass der Energiebedarf stieg und mit ihm die Nachfrage nach Kohle.

Jevons Beobachtung ist aktueller, als man denkt…

…denn wer kennt das nicht: Man lässt das Licht brennen, weil die LED-Leuchten so effizient sind. Man fährt öfters Kurzstrecken mit dem Auto, da der neue Wagen so wenig verbraucht. Der Computer, das Tablet, der Fernseher und das Handy sind durchgehend auf Standby.

All diese Verhaltensmuster fallen unter den sogenannten Rebound-Effekt. Und tatsächlich kann dieser so groß sein, dass effizienzbedingte Einsparungen komplett verloren gehen.
Darüber hinaus ist es sogar möglich, dass der „effizientere“ Verbrauch so weit steigt, bis er 100% des alten Verbrauchs überholt hat. Dann spricht man vom Backfire-Effekt.

Der Rebound-Effekt lässt sich in zwei Arten unterscheiden

  • Der Direkte Rebound-Effekt beschreibt das Phänomen, dass wegen besserer Effizienz das gleiche Produkt mehr konsumiert wird. Zum Beispiel habe ich mir ein E-Auto angeschafft und benutze es jetzt viel öfter, da es so „sauber“ ist und keinen Sprit kostet.  
  • Der Indirekte Rebound-Effekt beschreibt die Auswirkung einer Effizienzverbesserung auf andere Sektoren oder Dienstleistungen. Beispielsweise fahre ich guten Gewissens ein sparsames Auto und gönne mir deswegen in diesem Jahresurlaub einen Flug in die Ferne.

Woher kommt dieser Rebound eigentlich?

Der Rebound-Effekt ist momentan heiß diskutiert und es wird viel an ihm geforscht. Tatsächlich bestehen noch einige Unklarheiten bezüglich seiner Ursachen und seines Ausmaßes. Über zwei Einflussfaktoren ist sich die Forschung jedoch sicher:  

  • Finanzielle Faktoren
    Dazu zählen z.B. finanzielle Einsparungen an einem effizienteren Produkt, wodurch sich der Konsum des gleichen Produkts oder anderer Produkte steigert.
  • Psychologische Faktoren
    Dazu zählt z.B. das gute Gefühl, dass man durch die Nutzung eines effizienten Produkts Geld spart oder weniger Treibhausgase emittiert und sich deswegen eine nicht so umweltverträgliche Ausnahme erlaubt.
    Interessant ist, dass Einsparungen häufig eine subjektive Wahrnehmung sind und vom Verbraucher nicht explizit nachgerechnet werden.

Die Energiewende ist…

… ein Meilenstein von vielen, um die Klimaziele zu erreichen. Der Rebound-Effekt verdeutlicht, dass die Klimawandelanpassung ein vieldimensionaler Prozess ist, der bis tief in die Wurzeln der Gesellschaft reicht.
Die Reichweite des Rebound-Effekts wird gerne unterschätzt: Es gibt Prognosen, die vermuten, dass er in Zukunft die Hälfte der erlangten Effizienzvorteile zunichtemachen kann – und somit ein Erreichen der Klimaziele unmöglich macht.
Daher ist es umso wichtiger, dass wir unseren Konsum wieder mehr ins Bewusstsein rücken und uns eingestehen, dass Veränderungen tiefer gehen müssen als gedacht.

Weiterführende Links:

  • Falls Sie mehr über den Rebound-Effekt erfahren wollen, dann könnte Sie dieser Podcast interessieren.
  • Diese Broschüre geht mehr in die Tiefe und erklärt auch mögliche Lösungsstrategien.
Antonia
Author: Antonia

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